„Vasenofen“ um 1750
Eisenwerk Quint bei Trier
Sechsteiliger Rundofen mit christlicher Symbolik in zeittypischer Formgebung. Zylindrischer Brennraum mit Kurzhals zur nicht raumseitigen Befeuerung auf angepasster, leicht überstehender, schwerer Bodenplatte. Ebenfalls zylindrischer, als „Ausbrandzone“ zu verstehender Brennraumüberbau mit breitem, angeformtem „Rauchgaszentrierring“. Randbegrenzende, spiegelbildlich angeordnete Flechtwerksornamentik beider Zylinder. Vasenartiger Rauchgassammler mit Schrägrohrstutzen und Rocaillenmuster. Reversible Deckelhaube mit Eierstabrelief. Kugelförmige Bekrönung mit zeittypischer Kruzifixdarstellung. Diese wie auch die ornamentale Flächenausgestaltung ermöglichen - neben der Architektur des Ofens - dessen zeitliche Zuordnung zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Zum Portfolio der Quinter Eisenhütte gehörten auch gusseiserne Devotionalien. So finden sich in den Originalmusterbüchern noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche unterschiedliche Darstellungen des „Christuskörpers“. Vasenöfen im eigentlichen Sinne sind Heizgeräte, bei denen das vasenförmige Element als funktionaler Bestandteil der Gesamtkonstruktion zu verstehen ist. Dabei kam der Unterofen, der eigentliche Brennraum, meist als „Hinterlader“ gegossen, sowohl in runder wie auch kubischer Form zur Ausführung. Zwecks bodennaher Wärmeabgabe ruhte die halsseitig auf dem vorhandenen Mauerwerk aufliegende Bodenplatte raumseitig auf einem Stützfuß oder einem schmiedeeisernen Fußgestell. Mit der Errichtung eines Hochofens 1683 durch Franz Pidoll (1665-1745) anstelle der von Kloster Himmerod gepachteten Mühle, begann die abwechslungsreiche Geschichte der Quinter Eisenhütte. Dabei gehörte der Ofenguss von Anbeginn zu den wichtigsten Produktionszweigen. Bis 1960 wurden in Quint Öfen gefertigt. Das endgültige Aus der Quinter Hütte erfolgte 1972.
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