"Regulir-Ofen" um 1875
M. Schünemann, Eisenhütte bei Dassel
Eigenwilliger, vierteilig gegliederter, ursprünglich in zwei Größen hergestellter Repräsentationsofen im "altdeutschen Stil". Niedriger, sekundärluftgeführter Brennraum auf flachem, am Stück gegossenen Aschenkastensockel mit zusätzlicher Bodenplatte für einschiebbares Fußwerk. Auffällige, einzügige, mit Flügeltüren ausgestattete Kochkammer unter kuppelartigem Übergangsrahmen.
Arabeske, durchbrochene, mit auffällig üppigem Putti versehene Rundbogentür vor hoher Warmhaltenische. Mittelpunkt bildet ein im Halbrelief separat gegossener Merkur auf medaillonähnlichem Hintergrund. Allseitig flächendeckendes, Licht- und Schattenspiel betonendes, diagonal verlaufendes Kammmuster. Grazile, dreiteilige Krone mit erhabenem Zierhut.
Neben der nach der Einigung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 zum nationalen Kunststil erhobenen Neorenaissance gehörten auch zum Teil von namhaften Architekten und Künstlern entworfene Öfen im "altdeutschen Stile" zur repräsentativen Ausstattung gehobener Haushalte. In den Folgejahren entwickelte Schünemann vermehrt dem Zeitstil entsprechende und zudem in der Formgebung ausgefallene Modelle, unter Berücksichtigung geänderter Brennstoffnutzung. Besonders im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts fand die Eisenhütte durch ihr ausgefallenes Ofenprogramm über das Weserbergland hinaus hohe Beachtung. Seine auch über den hannover'schen Großhändler Oscar Winter gegen Ende des 19. Jahrhunderts vertriebenen Ofenmodelle gehören bzgl. der kunstvoll ausgestalteten Oberflächenbeschaffenheit zum Besten, was je an künstlerischem Ofenguss geleistet wurde.
Sammlung